GMO in ARD-Fernsehsendung PlusMinus

26. Aug 2003

Heute am 26.08.2003 wurde eine weitere Folge des GMO-Marbella-Krimis im ARD-Wirtschaftsmagazin PlusMinus gesendet. "Rechtsanwalt" Klaus Crause wurde interviewt und das Haus unserer Geschäftsführerin Jutta Sandau war zu sehen.

Die "spanische Lösung" oder: Wie Firmenbestatter Kasse machen

Autor: Nicolas Peerenboom

Tatsächlich gibt es in Europa zwar eine Wirtschafts- und Währungsunion, bei der Harmonisierung des Rechts und seiner Durchsetzung hinkt man jedoch hinterher. Deshalb ist Spanien so attraktiv für Leute, die ihre marode Firma entsorgen wollen, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen. Auf der Strecke bleiben die Gläubiger in Deutschland.

Und das funktioniert recht einfach: Hat eine Firma in Deutschland Probleme, ist es für die Eigentümer oft nicht schwer, einen Käufer in Spanien zu finden. Allein in den vergangenen drei Jahren wurden rund 300 Firmen auf diese Weise "entsorgt" und verlagerten ihren Geschäftssitz nach Spanien - dann aber haben haben Mitarbeiter, Finanzamt oder andere Gläubiger große Schwierigkeiten, an das ihnen zustehende Geld (Lohn, Steuern etc.) zu kommen.

Der Fall GMO

In der Hamburger Zentrale der einstmals florierenden Unternehmensberatung GMO mit 800 Mitarbeitern sitzen heute noch vier Leute. Sie sind mit der Abwicklung beschäftigt, denn die Firma ist pleite. Und diejenigen, die noch Geld von der Firma zu bekommen haben, wären beinahe leer ausgegangen: Mitarbeiter mit offenen Gehaltsansprüchen und das Finanzamt mit offenen Steuerrechnungen. Um sich vor den Gläubigern zu retten und nicht mit privatem Geld für Firmenschulden gerade stehen zu müssen, suchten die Firmenchefs Mitte des Jahres die "spanische Lösung".

Oliver Eckel, Controller bei GMO, erfuhr Mitte Mai, dass das Unternehmen an Jutta Sandau, die angeblich in Spanien wohnte, verkauft worden sei. Und von ihr, bzw.: dem bevollmächtigten Rechtsanwalt erfuhr man dann am Firmensitz, was wir mit der Firma geschehen solle. Kurz nachdem Frau Sandau Firmeninhaberin geworden sei, habe sie 300.000 Euro vom Firmenkonto nach Spanien transferiert. Dabei waren zu diesem Zeitpunkt Gehälter zum Teil noch nicht bezahlt, Lieferanten hatten offene Rechnungen, und auch das Finanzamt habe Forderungen gehabt. Angeblicher Zahlungszweck der 300.000 Euro an Jutta Sandau: "Darlehensrückzahlung ohne Zinsen". Nur der Aufmerksamkeit der Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass dieses Geld gerettet wurde. Denn Oliver Eckel und seine Kollegen kontrollierten jeden zweite Tag, was auf dem Konto passiert. Als dann die Abbuchung erfolgte, wurden die Mitarbeiter skeptisch: Parallel dazu stellten der GMO-Mitarbeiter aus Berlin Insolvenzantrag. Der daraufhin sofort eingesetze vorläufige Insolvenzverwalter sorgte dafür, dass das bereits auf einem spanischen Konto gutgeschriebene Geld wieder auf ein sicheres deutsches Konto zurückgebucht wurde.

Plusminus hat sich auf die Suche nach Jutta Sandau begeben, die ihre Firma GMO nie gesehen hat und insgesamt über 40 Unternehmen ihr eigen nennt. Angeblich wohnt sie in Südspanien. Plusminus findet Klaus Crause. Der Jurist war im Falle GMO Bevollmächtigter von Frau Sandau. Er arbeitet für die "Rechtsanwaltskanzlei Marbella S.L.." und eng zusammen mit dem Steuerexperten Herbert Elders am gleichen Ort. Plusminus fragt, warum so viele Firmen, denen es schlecht geht, nach Spanien verkauft werden.

Klaus Crause: "Was wir hier machen ist völlig legal. Wir nutzen einfach nur die unterschiedlichen Rechtssysteme aus." Denn in Deutschland können die Geschäftsführer einer GmbH zur Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung (früher "Offenbarungseid") gezwungen werden, in Spanien dagegen sei das nicht möglich.

So wird der Gläubigerschutz in Deutschland de facto ausgehebelt. Und das ganz legal. Gegen die ehemaligen Geschäftsführer der GMO-Consulting, sowie gegen Jutta Sandau und den Juristen Klaus Crause läuft bei der Hamburger Staatsanwaltschaft nun ein Ermittlungsverfahren wegen Insolvenzverschleppung. Auch gegen Herbert Elder wird ermittelt, bei der Staatsanwaltschaft in Essen. Der Vorwurf: Geldwäsche und Verschleierung unrechtmäßiger Vermögenswerte. Solchen Ermittlungen sehen die beiden Herren Elders und Crause gelassen entgegen: Denn die Verfolgung zivilrechtliche Ansprüche und auch Straftaten im Ausland bleibt schwer.

So bietet die Europäische Union immer noch all denen einen sicheren Hafen, die eine Pleite hingelegt haben und persönliche Konsequenzen ihres wirtschaftlichen Tuns vermeiden wollen.

Dieser Text gibt den Fernseh-Beitrag vom 26.08.03 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.